„Die Stimme“ ist verstummt

norbert

Der SWF3-Moderator Norbert Diener ist tot. Copyright: SWR

Mensch, Norbert!

Noch vor 2 Wochen machten wir uns gegenseitig Mut. Ich dir bei deinem Leiden, du mir bei meinem. Bei dir war es der Krebs, bei mir das Gehör. „Lass den Ohren Zeit, bau keinen Stress auf”, schriebst du mir und schicktest 7 (sieben!) Smileys hinterher. Und zum Abschied: „Halt die Schweinsöhrchen steif“.

Ich hatte dir zurück geschrieben, aber du hast nicht geantwortet. Jetzt weiss ich, warum. Gerade mal 61 bist du geworden.

Die „Schweinsöhrchen“ waren das letzte, das ich von dir gehört habe. Und jetzt? Bleibt mir nur noch die Erinnerung. An einen wunderbaren Freund, einen feinen Kollegen. An einen von uns.

Deinen Geburtstag habe ich nie vergessen. War ja auch einfach: Der 21. März ist auch Lores Geburtstag.

Deine Stimme war das, was ich Anfang der 80er-Jahre als erstes von dir mitbekommen habe. Der frischgebackene Kanada-Korrespondent auf SWF3 im Live-Gespräch mit The Voice.

„Am Mikrofon: Norbert Diener“, hast du deine Hörer begrüßt. „Herbert Bopp aus Montreal für SWF3“, verabschiedete sich der Korrespondent. Zwei Jungspunde im Radio. Mann, war das aufregend!

Dutzende Mal waren wir hinterher noch gemeinsam auf Sendung. Und oft haben wir uns, ganz ohne Mikro und Headset, einfach so, über Gott, die Welt, unsere Familien, unsere Kinder, unsere Hunde unterhalten.

Und natürlich über Fußball. „Norbert, alter Borusse“, schrieb heute unser WDR-Kollege Rainer Assion bei Facebook. „Beim nächsten Heimspiel singt die Süd nur für dich: You’ll never walk alone…„.  Unfassbar, dass du es nicht mehr hören kannst.

Später, als du uns in Montréal besucht hast, ein unvergesslicher Dialog. „Was für ein Idiot pfeift denn da die ganze Zeit so verdammt schlecht?“, hast du mich gefragt, als wir auf der Terrasse saßen. „Es ist ein Blue Jay, Norbert“.

Vögel waren nicht deine Stärke. Du warst einer, der sich mit Leder und Denim auskannte. Wie viele Jeansjacken hast du eigentlich verschlissen in den letzten 35 Jahren? Eine, zwei? Ich wette eine BVB-Karte für die Südtribüne, dass du zu deinem eigenen Begräbnis auch in Jeans oder Leder auftauchen würdest, du alter Schimanski.

Oh, Norbert! Warum gibt es nicht mehr von deiner Sorte? So klug, so liebenswert, so hilfsbereit, so geerdet, so Norbert.

Wir lachten zusammen und rauchten und tranken Bier und Wein und Schladerer und schlugen uns die Wampe voll mit allem, was die Küche so hergab. In Montréal, in Hudson, in Baden-Baden, in Köln … immer wieder, irgendwo. Schön war es mit dir immer. Und auch mit Sandy, der tollen Frau an deiner Seite.

Wusstest du eigentlich, dass Lore dich länger kannte als ich? Noch bevor ich den ersten Satz im Radio sagen durfte, warst du bereits in Bettelhofen zu Gast auf der Ranch von Bernd, unserem gewaltigen Freund aus dem Allgäu. Immer dann, wenn sie den Leutkirchern das Aquarellmalen beibrachte, wohnte auch Lore dort. Da hat sie dich kennen gelernt – und später auch mich. Du erinnerst dich: Bernd war es, der den „Verein zur Begrüßung der Morgenröte“ ins Leben gerufen hat. Und wir mittendrin.

Auch Bernd geht es nicht gut, das weisst du ja. Aber wir haben heute, am ersten Tag ohne dich, gemeinsam beschlossen, dass wir „The Last Men Standing“ sein werden. Unser Vermächtnis an dich, Norbert.

Mein Gott, was haben wir gefeiert! Du, Bernd, Frank, ich. Mit und ohne unsere Frauen. Manchmal kam Andreas Ernst dazu und haute noch einen drauf: „Was haben wir früher gelacht!“, sagte er dann – und kriegte sich kaum mehr vor lachen.

Jetzt könnt ihr gemeinsam lachen: Du, Andreas, Manni Bornschein. Und wenn’s zum Weinen mal nicht reicht, lache ich einfach mit.

norbert

2004 in Köln: Der Moderator und der Korrespondent.

6 Gedanken zu „„Die Stimme“ ist verstummt

  1. Hallo swr 3 Team tut mir leid,das Norbert Diener verstorben ist. Er ist verstorben zu einer Zeit ,wo es mir auch nicht gut ging und noch nicht geht. Mein herzliches Beileid auch der Familie

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  2. Danke für diesen wunderbaren, persönlichen Nachruf.
    Norbert Diener, das war die Stimme meiner frühen Jugend, meiner Anfänge mit SWF3. Und irgendwann hab ich ihn nicht mehr gehört, dann hab ich gesucht und wurde bei SWR1 fündig. So hab ich zeitweilig den Sender gewechselt, nur um Norbert Diener zu hören und seinen Kommentaren zu lauschen. Die Stimme, die mich in mein Erwachsen werden begleitet hat.

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  3. Vielen Dank für diesen sehr persönlichen Nachruf, lieber Herbert! Ein sehr großer Verlust für alle – kaum vorstellbar „die Stimme“ nicht mehr im Radio zu hören. Norbert Diener – den ich ja nur aus dem Radio kannte – war es, der damals höchstpersönlich ans Telefon ging, als ich bei SWF3 anrief. Gerade noch hatte ich ihn im Radio gehört, nun kam seine sehr sympathische Stimme aus dem Lautsprecher meines Telefons. Ich fragte ihn direkt, ob er mich mit Herbert Bopp in Verbindung bringen könnte, von dem ich gerade den tollen Radiobeitrag über Kanada in seiner Sendung gehört hatte. Und er hat es getan – auf seine ganz eigene Weise! Der Rest ist Geschichte mein lieber Freund und ich werde ihm ewig dankbar sein: dem Mann hinter „der Stimme“ meines Radiosenders.

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  4. Danke Herbert. Toll geschrieben, geht mir sehr nahe. Habe mit Norbert und dem „Rest“ einige Jahre in Bad zusammen gewohnt. Sehr traurig.

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  5. Danke für diesen schönen Nachruf.
    Wir, die wir lange Jahre mit Norbert lose verbunden waren, alle Weihnachten und viele Sylvester miteinander verbracht haben, sind ganz erstarrt, sprachlos vor Trauer. Schwer zu begreifen, dass dieser liebenswerte, oft schweigsame, hintergründig humorvolle, immer hilfsbereite und herzensgute Mensch nicht mehr ist. Ich wünsche ihm, dass auch dort, wo er jetzt ist, gefeiert wird, die Borussia spielt und man SWR3 hören kann.

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