Die „Titanic“ sinkt bald in 3-D

Ich liebe das Leben in allen erdenklichen Dimensionen. Nur im Kino, da hätte ich es bitte gerne zweidimensional. Höhe und Breite. Tiefe brauche ich nicht. Die soll der Filmstoff liefern. Den 3-D-Hype, der hier zurzeit durch die Kinos fegt, kann ich nur schwer nachvollziehen. Vor ein paar Tagen habe ich „Tintin“ gesehen. Und wäre um ein Haar aus dem Kino marschiert.

Wenn ich schon diese Brillen sehe! Mir reicht es, wenn mich der Alltag mit einer Brille bestraft. Muss ich mir das wirklich antun und im Kino zusätzlich so ein Gestell auf die Nase klemmen? Ja, muss ich. Sonst bekomme ich den 3-D-Effekt nicht mit. Also: Brille auf, zurückgelehnt, Popcorn. Und los geht’s.

Kleine Sitzkorrektur. Die Brille hängt schief. Zu spät. Gleich zum Auftakt fährt mir Tintin voll fett mit seinem Filmradl auf den Kopf zu. Aha! Deshalb also die Schutzbrille. Damit das Fahrrad nicht dreidimensional ins Auge geht.

Das mit den Schmetterlingen ist ja ganz hübsch. Schön, wie sie so von der Leinwand wegfliegen. Aber wohin? Und vor allem: Was sagt der Produzent dazu? Das kostet doch einen Haufen Geld, solche Schmetterlinge zu bauen. Vor mir reihenweise Teenager, die ihre Hände in die Luft strecken. Jeder will den Schmetterling. Keiner kriegt ihn. Hilfe, 3-D ist Betrug!

Auch von der Ästhetik her finde ich 3-D-Kucken grenzwertig. Waren Sie schon mal umgeben von 200 Leuten mit dunklen Sonnenbrillen? Ich meine jetzt nicht am Strand. In einem stockdunklen Kinosaal? Lauter Fritzls um dich rum? Gruselig sieht das aus. „Titanic“ ist ein Lustspiel dagegen.

A propos: James Cameron hat schon länger keinen Kino-Rekord mehr gebrochen. Da wird es doch höchste Zeit für einen neuen Film. Am besten einen, den wir schon alle kennen. „Titanic“ heißt er. Haben Sie vielleicht schon gehört. Hat bisher leider nur zwei Milliarden Dollar eingespielt. Da geht doch noch was, sagt sich Herr Cameron. Und schickt seine Tricksertruppe wieder ins Studio. Ihr Job: Schiff bitte dreidimensional gegen Eisberg krachen lassen. Danke, geht doch.

Bald darf Herr Cameron seinen Geldsack wieder aufhalten. Diesmal in 3-D. Drei wie drei Milliarden. Am 6. April 2012 nimmt der alte Kahn wieder Kurs aufs Kino. Und steuert volles Rohr auf einen dreidimensionalen Eisberg zu.